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Auf Biegen und Brechen
Auf Biegen und Brechen
23.09.2024 | Rubrik: Impuls | 2 Minuten Lesezeit | Autor: Christian Seitz

In den Nachrichten lesen wir oft von „stürmischen Zeiten“. Politische Krisen, wirtschaftliche Unsicherheiten und gesellschaftliche Umbrüche scheinen den Alltag zu bestimmen. Viele von uns kennen das Gefühl, als hätten wir mit ständigem Gegenwind zu kämpfen, und manchmal zweifeln wir daran, ob unsere Kräfte ausreichen, um die Herausforderungen zu meistern. Doch wie gehen wir mit diesen Stürmen des Lebens um?

In der Psychologie gibt es drei typische Reaktionsweisen auf Bedrohungen und Schwierigkeiten: Fight, Flight oder Freeze. Diese Begriffe beschreiben drei grundsätzliche Verhaltensmuster, die sowohl bei Menschen als auch bei Tieren zu beobachten sind, wenn es herausfordernd wird.

„Fight“ – der Kampf.

Wer sich in dieser Strategie wiederfindet, geht direkt und offensiv auf das Problem zu. Mit voller Kraft wird versucht, die Herausforderung zu bezwingen, koste es, was es wolle.

„Flight“ – die Flucht.

Hier vermeidet man den Konflikt, läuft der Gefahr davon, in der Hoffnung, sie möge verschwinden oder sich zumindest abmildern, wenn man sie nur ignoriert.

„Freeze“ – das Erstarren.

Dieser Modus ist das Warten auf bessere Zeiten. Man bleibt passiv, hofft, dass der Sturm vorüberzieht, ohne größeren Schaden anzurichten.

Alle diese Strategien sind verständlich und in bestimmten Situationen notwendig. Doch es gibt noch eine vierte Möglichkeit, die uns zu einer ganz neuen Perspektive verhilft: Flexibilität.

Dieses Prinzip können wir uns von der Natur abschauen. Ein Grashalm, dünn und zerbrechlich, kann auch in den stärksten Stürmen bestehen. Wie ist das möglich?

Das Geheimnis des Grashalms liegt in seiner Struktur. Er ist innen hohl, hat viele kleine Röhrchen, die miteinander verbunden sind, und besitzt Verdickungen, sogenannte Knoten. Durch diese Struktur ist der Grashalm nicht starr, sondern flexibel. Er gibt dem Wind nach, passt sich den Kräften an, die auf ihn einwirken, und bleibt dennoch fest verwurzelt im Boden.

Hierin liegt eine wichtige Lektion für unser Leben:

Flexibilität ist keine Schwäche, sondern eine Form der Stärke. So wie der Grashalm nicht versucht, dem Wind starr zu trotzen, sondern sich biegt, können auch wir uns anpassen, ohne zu zerbrechen. Doch diese Flexibilität ist nur möglich, weil der Grashalm tief im Boden verwurzelt ist. Ohne seine Wurzeln würde der stärkste Wind ihn davontragen.

Jesus sprach in der Bergpredigt Matthäus 7 vom Hausbau und verglich das Leben eines Menschen mit einem Haus, das auf festem Fundament steht. Wenn die Stürme kommen – und sie werden kommen – bleibt das Haus fest, weil es auf festem Boden verankert ist. Für uns bedeutet das: Flexibilität in den Herausforderungen des Lebens ist wertvoll, aber sie funktioniert nur, wenn wir tief verwurzelt sind.

Als Christen finden wir in der Bibel und im Glauben zu Jesus Christus unsere Wurzeln. Diese tiefen Wurzeln geben uns den Halt, den wir brauchen, um auch in stürmischen Zeiten standhaft zu bleiben und nicht zu brechen. Doch ebenso wichtig ist es, dass wir lernen, flexibel zu bleiben, dass wir uns anpassen können, ohne dabei unsere Standfestigkeit zu verlieren.

Vielleicht bist du gerade in einer Situation, in der der Wind des Lebens stark weht. Du fühlst dich herausgefordert, vielleicht sogar überfordert. Doch es gibt Hoffnung: Der Heilige Geist schenkt uns die Weisheit, in jedem Sturm die richtige Strategie zu wählen. Manchmal ist es der Kampf, manchmal die Flucht oder das Abwarten. Doch oft ist es die Flexibilität, die uns stark macht – eine Biegsamkeit, die uns nicht brechen lässt, weil wir tief mit Jesus verwurzelt sind.

Möge der Heilige Geist uns die Kraft geben, uns nicht auf Biegen und Brechen an den Widerständen des Lebens aufzureiben, sondern uns zu ermutigen, wie der Grashalm zu sein – biegsam, aber fest verwurzelt in Gottes Liebe und Wahrheit.

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Christian Seitz

Regionalleiter Mitte

Christian lebt in Zug, ist verheiratet und hat drei Kinder. Zur Region Mitte gehören Gemeinden in den Kantonen Aargau, Bern, Luzern, Schwyz, Uri, Zürich und Zug. Seine Leidenschaft gilt den Zweirädern, motorisiert oder nicht.
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