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Gemeinsam den Sturmwind nutzen
Gemeinsam den Sturmwind nutzen
07.02.2024 | Rubrik: Impuls | 2.5 Minuten Lesezeit | Autor: Josias Burgherr

Wind kann für Segelschiffe nützlich sei - bis er zum Sturmwind wird. Statt das Segelschiff zu bewegen, gefährdet er es. Um das Kentern zu verhindern, braucht es Leute, die die Segel zu hissen wissen. Steht das Segel falsch, ist’s vorbei. Und wenn sich bloss alle in Sicherheit bringen, geht das Schiff unter. Unsere Zeit erinnert sinnbildlich auch an einen Sturm: Krieg auf europäischem Boden, Israel im Krieg, Säkularisierung, Radikalisierung, usw. Während bei einem Sturm auf hoher See die Antwort in den Segeln liegt, heisst sie auf dem Festland: Sicherheitsvorkehrungen treffen und in Sicherheit bringen. Beides sind mögliche Verhaltensmuster, auch in den Stürmen des Lebens: Voller Kampfgeist an den Segeln reissen oder den Sturm aussitzen. Was aber, wenn es weder um das eine noch um das andere geht? Was, wenn vielmehr die Frage ist: Für was kann dieser Sturm nutzbar gemacht werden? Was möchte Gott daraus entstehen lassen?

Gott nutzt den Sturmwind in der Bibel an verschiedenen Orten. Einmal brachte er damit Jona dazu, umzukehren. Beim Auszug Israels ist es ein Sturmwind, der das Meer teilte und Israel die Rettung ermöglichte. Später lief Jesus im Sturm auf dem Wasser. Auch Petrus schien das Laufen an sich keine Mühe zu machen, erst der Blick auf den Sturm liess ihn und seinen Mut sinken. All diese Situationen haben gemeinsam, dass der Sturm weder das erste noch das letzte Wort hatte. Gott nutzte die Stürme und hatte damit das Sagen.

Wenn Gott mit realen Stürmen arbeiten kann, kann er es auch bei den sinnbildlichen Stürmen.

Einen solchen erlebte die Königin Esther. Ihr Volk sollte vernichtet werden. Mordechai machte ihr Mut: Jetzt würde es nicht darum gehen, sich vor dem Sturm zu verstecken, sondern ihn zu nutzen (Esther 4, 13ff). Esther wurde aktiv und ermöglichte damit, dass ihr Volk in Frieden leben konnte. Esther und Mordechai hatten gemeinsam den Sturmwind genutzt. Sie setzten die Segel richtig, das Schiff fuhr aus dem Sturm.

Einen anderen Sturm erlebte die arme Witwe. Ihr Mann war gestorben und sie stand vor dem finanziellen Bankrott. Sie besass gerade noch ein paar Rappen. Sehr stürmische Zeiten. Aber sie entschied sich, den Sturmwind zu nutzen: Sie wirft ihre letzten zwei Münzen in den Opferstock ein (Markus 12,41ff). Statt zu resignieren, setzte sie ihr ganzes Vertrauen auf Gott.

Esther und die arme Witwe hatten eine weite Sicht auf den Sturm in ihrem Leben. Sie sahen nicht nur dessen Schrecken. Den Sturmwind zu nutzen, bedeutete für sie daher, Risiken einzugehen und Gott Raum zum Wirken zu geben. Es ist die Zeit, unseren Blick auf das zu richten, was Gott inmitten dieser Welt entstehen lassen möchte. Wir sind gerufen, in den angstmachenden Stürmen kreativ nach Wegen zu suchen, die frohe Botschaft vom Evangelium erlebbar zu machen. Was kann das konkret heissen? Zu Beginn des Ukraine-Krieges öffneten viele ihre Haus- und Kirchentüren und liessen Flüchtlinge Gastfreundschaft erleben; in seiner Krankheitszeit sprach Philipp Mickenbecker bis zum Tod offen über seine Hoffnung; im Singverbot während Corona tauchte man stattdessen liturgisch in die Tiefe der Liedertexte ein. All dies sind Beispiele, wie im Sturm kleine und grosse Dinge entstehen, die auf Gott hinweisen.

Es ist der Glaube an einen Gott, der uns den Mut gibt, im Sturm zu agieren. Gott steht über jedem Sturm. Als Christen haben wir einen Auftrag. Und dieser ändert sich nicht, bloss weil ein Sturm aufkommt. Gemeinsam wollen wir ihn anpacken, und statt abwarten wollen wir starten. Denn gemeinsam wollen wir den Sturmwind nutzen. Zu Gottes Ehre.

Wir glauben, dass die Krisen der Welt eine Antwort brauchen. Und von selbst geben sie diese nicht. Als Jesus vor 2000 Jahren in diese Welt kam, sah er Krieg, Gier und Gewalt. Er kam in eine vom Sturm gebeutelte und Sturm verursachende Gesellschaft. Jesus hatte das Ziel, zum Lebens-Veränderer für sie zu werden. Der Sturm erfasse auch ihn, aber am Kreuz hat Jesus diesen Sturm genutzt, um die Welt zu retten. In seinen Spuren wollen wir unterwegs sein.
Die biblischen Geschichten rund um den Sturm haben eines gemeinsam: Entscheidend ist der Blick auf Gott, nicht auf den Sturm. Ob die aktuell stürmischen Herausforderungen von Gott gesandt sind oder nicht, ist unwesentlich. Was sie haben, ist das Potenzial, unseren Glauben wirksam werden zu lassen.

Von Josias Burgherr, Leiter Kommunikation und Young Generation, zum Jahresmotto 24 der Leitung Viva Kirche Schweiz.

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Josias Burgherr

Leiter Kommunikation und Young Generation

Josias ist verheiratet, lebt im Aargau und hat vier Kinder. Er fördert und unterstützt als Leiter Young Generation die Bereichsleiter Kinder-, Teenie- und Jugend. Sein Herz brennt dafür, dass Kinder und Jugendliche die Liebe Gottes erleben dürfen. Neben Young Generation schreibt und gestaltet er als Leiter Kommunikatin für die Viva Kirche Schweiz.

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